Alle Jahre wieder rund um den Nikolaustag gehören sie zum Straßenbild: Baustellen mit frierenden Arbeitern, die bei niedrigen Temperaturen mit dampfendem Atem und schnaubenden Walzen die Straßendecke neu asphaltieren. „Nikolausasphalt“ heißt das Phänomen und ist nach Meinung vieler Experten großer Unsinn.
Denn eigentlich ist es um diese Jahreszeit viel zu kalt, um zu asphaltieren. Damit der Straßenbelag dauerhaft und nachhaltig erneuert werden kann, braucht es höhere Temperaturen als bei uns Ende November, Anfang Dezember gemeinhin herrschen. Dafür gibt es sogar die DIN 18317, die vorschreibt, dass Asphalt bei mindestens 10 °C aufgetragen werden sollte. Sonst kann der frische Belag zu schnell auskühlen und Risse bilden, die sich zu Schlaglöchern auswachsen.
In derselben Norm steht ebenfalls, dass der Untergrund sauber und frei von Verunreinigungen sein sollte. Auch dies ist im Herbst und frühen Winter bei uns nicht gegeben, wenn die Straßen mit Laub übersät sind. Werden zum Beispiel Blätter und herabgefallene Äste mit in den Asphalt eingebacken, kann sich Wasser einlagern, das dann als Eis den Straßenbelag sprengt.
Doch warum verstoßen wir DIN-gläubigen Deutschen im baumreichsten Land Europas nicht nur gegen alle Normen und physikalischen Gesetze, sondern vor allem gegen jede Vernunft? Warum nehmen wir in Kauf, dass wir im März vor den Schlaglöchern unserer Straßen und Gehwege stehen und mit großen Augen die aufgerissene Nikolausdecke des Nikolaus-Asphalts betrachten? Steckt gar die Asphalt-Lobby dahinter, die dann bereits nach fünf statt nach zehn oder fünfzehn Jahren wieder mit ihren Straßenwalzen ran darf?
Es mag am undurchsichtigen Genehmigungsdschungel liegen und an einer verfehlten Haushaltspolitik, die die Kommunen dazu zwingt, im letzten Quartal am meisten Geld für Straßenarbeiten auszugeben. Zu einem ungünstigen Zeitpunkt für Arbeiten mit Asphalt. Aber eben vor Jahresende, um im nächsten Jahr keine finanziellen Kürzungen zu riskieren.
Schöne Bescherung also. Wir von 2R Kaltasphalt wünschen den klammen Kommunen vernünftige politische Rahmenbedingungen. Dann müssen auch die Bauarbeiter nicht mehr frieren.